…wenn Solidarität Reichhaltigkeit schafft!

9 Apr

Unter dem Moto „So lange wir Monsanto nicht von unseren Tellern verbannen, können wir Monsanto auch nicht aus Lateinamerika vertreiben“, ist aus einer kleinen Inititive von Kleinbauern und bewussten Konsumenten ein ganzes Netzwerk entstanden. Es gelangen qualtitativ hochwertigen Bioprodukte, auf direktem Weg, ohne Zwischenhändler direkt von Produzenten zum Konsumenten. Fairer Handel von Produkten, wie man sie im konventionellen Handel nicht findet. Nach knapp drei Jahren Ameisenarbeit  beherbergt das Netzwerk fast hundert Bio-Kleinbauern-Familien und tausende glückliche Konsumenten und  wird zum Teil der konstruktiven Antworten auf die Monokultur und die Ausbreitung von Gen-Food,  zum lebendem Beispiel von Wegen, die zum Wandel beizutragen, Bewusstsein, Alternativen und Nchhaltigkeit schaffen d.h. vielen Kleinbauern eine Existenzgrundlage bewart, mit der sie ihre Identität leben und ihnen ein würdiges Einkommen sichert, keine Umweltverschmutzung verursacht und vielen Menschen in den Grossstädten den Zugang zu gesunden Lebensmitteln ermöglicht .  Auf beiden Seiten  multiplizieren sich die Teilnehmer.  Es ist eine Einladung Teil zu werden, sich zu vernetzen, sich zu begleiten, solidarisch zu sein und gemeinsam zu gewinnen und zu wachsen.

Hier nun ein paar Eindrücke von der letzten, alle zwei Monate stattfinden, Lieferung.

Hochsommer, eine Lagerhalle am Stadtrand, abends um acht treffen die erst „Jungs“ ein. und bald darauf treffen die ersten Lastwagen, aus fünf verschiedenen Regionen des Landes, mit den Waren ein, das Abladen beginnt. Eigentlich hätte alles schon eine Woche vorher stattfinden sollen, aber  durch den anhaltenden Regen hatten sich einige Ernten verzögert.

Ich treffe erst am nächsten Morgen ein, als alles bereits abgeladen und mehr oder weniger sortiert  ist.

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Zwei Wochen zuvor wurden die Listen eingereicht auf denen jeder einträgt welche Produkte und welche Menge er möchte, bezahlt wird vorher. Es gibt 20 kleinere Knotenpunkte in Cordoba, jeder wird von einem routiuerendem Koordinador betreut, der nun dafür sorgt, dass alle in seinem Bezirk bestellten Produkte auch dort hingelangen, wo sie direkt von den Konsumenten abgeholt werden.

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Listen über Listen, Kreuzchen suchen und die Säcke überprüfen. Es hört sich kaotisch an, es ist kaotisch und funktioniert dennoch wunderbar.

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Sommer ohne MONSANTO

15 Jan

 Widerstand ohne Ferien, dafür mit unerwarteten Erfolgen

Letzten Mittwoch dann plötzlich und fast unerwartet, sprach sich das Gericht gegen MONSANTO aus. Ein langer Irrweg durch den bürokratischen und rechtlichen Irrgarten der Justiz, fand sein (vorläufiges) Ende.

„Frühling ohne Monsanto“ war der Slogan mit dem die Widerstandsbewegung gegen den Bau der grössten Samenproduktionsfabrik MONSANTOS in Lateinamerika, im vergangenen September mit dem ins Leben gerufen wurde. Im Dezember erfüllte sich diese Idee und „Sommer ohne Monsanto“ stand auf dem Programm. Das Camp, das die Zufahrtsstrasse zum Monsanto Gelände blockiert und verhindert, dass die für den Bau der Fabrik Materialien hineingelangen, bleibt bestehen und wächst von Woche zu Woche.

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In den letzten Wochen hatten sich die Strategien Monsanto immer mehr zugespitzt und wurden immer brutaler. Eines Morgens fuhren Busse vor, mit Schlägergruppen besetzt, sie verwüsteten das Camp und verletzten viele Blockierer. Nachforschungen ergaben, dass die Busse der Stadtverwaltung gehörten und die Schläger in einem der Armenviertel Cordobas angeheuert wurden, jedem wurden umgerechnet 25 Euro gezahlt, direkt von MONSANTO. Am nächsten Morgen tauchte Manu Chau unangekündigterweise im Camp auf und heiterte zumindestens ein bisschen die Stimmung auf und machte Mut weiterzumachen.

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Leitfiguren wie Sofia Gatica, eine der Ersten, die schon seit 10 Jahren gegen die Versprühungen von Agrarchemikalien und Monsanto aktiv wurde, erlitten mehrfache Übergriffe, eines Abends wurde sie auf dem nach Hause Weg von drei Unbekannten zusammengeschlagen, eines anderen Tages drohte ihr ein Mann, der ihr eine Pistole an die Schläfe drückte, dass man sie „verschwinden liesse“ würde sie nicht sofort aufhören „gegen MONSANTO zu hetzten“.

Die Nerven lagen blank in den letzten Wochen. Auch wenn sich gleichzeitige hoffnungsbringende Ereignisse darboten. Seit Mitte Dezember begannen, die von Monsanto angestellten Baufirmen, ihre Maschinen vom Gelände abzuziehen, da der Bau ja wie gesagt seit knapp vier Monaten stillsteht.

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Die Bevölkerung Cordobas ist sensibilisiert, wenn es um das Thema Genmanipulierung, Agrargifte, Lebensmittelqualität geht. Forderungen nach ökologisch angebauten Nahrungsmitteln werden lauter. Und so gut wie jeder in der Stadt weiss mittlerweile wer und was MONSANTO ist.

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Anfang Januar wurde mal wieder eine Demonstration organisiert mit der Forderung, dass die Justiz endlich zu dem Fall Stellung nähme. Eine der vielen, fast wöchentlich stattfindenen Demos. Drei Tage später stehen wir mittags um 13 Uhr bei knapp 40 Grad und brennender Sonne vor dem Justizgebäude, die Behörde hatte bekanntgeben, dass sie (mitten in der Ferienzeit!) das Urteil verkünden würde.

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Es kam  überraschend, als das Gericht dann „auf einmal“ das Bauunternehmen MONSANTOS für illegal befand und der von den Bürgern eingereichten Verfassungsklage recht gab. Alle standen Minuten lang stumm da, als der Anwalt auf die Strasse trat und Urteil vorlas, keiner wollte es so recht glaube, bis dann endlich das grosse Jubeln und die Freudenstränen ausbrachen.  Die Baugenehmigung war von drei Zeitarbeitern und einem „bestochenem“ Umweltminister unterzeichnet worden, noch dazu mit der Klausel, dass kein Umweltverträglichkeitsstudie vorlegen zu müssen! Das widerspricht gleich mehreren in der Verfassung verankerten Grundrechte!

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Es ist immernoch ein bisschen unglaublich und selbst jetzt beim schreiben drückt ein Kloss im Hals und das Herz schlägt wie wild! Es ist möglich, es macht Sinn! gibt Hoffnung auf diese bessere Welt, von der wir alle träumen! macht Mut weiterzumachen. Monsanto ist noch lange nicht aus der Welt, ein Produktions- und Konsumsystem sind weiter vorherrschend. aber es ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung. Hoffe, dass der Fall Cordoba an viele Orten der Welt als Beispiel dienen kann, dass viele kleine Menschen gemeinsam Grosses erreichen können.

Zum Abschluss noch ein Link zu dem in der Taz erschienen Artikel:

http://taz.de/Saatgutfabrik-in-Argentinien/!130837/

Bewegtes Jahresende

20 Dez

Eigentlich sollte hier schon längst ein Bericht über die Ereignisse der vergangenen Wochen erschienen sein. Es ging nicht nur um meine Arbeit sondern auch um die sozial-politisch und finanziell kritische Lange im Land und über einen Jahresrückblick. Es ging um die zweite Bergüberquerung, der Cruzada de las Sierras Chicas, die genauso wie im letzten Jahr am letzten Novemberwochenende stattfand, das Netzwerk der Bio-Kleinbauern, bis die Ereignisse sich zu überschlagen begannen. Ein brutaler Übergriff auf das Widerstandscamp, das seit fast drei Monaten das Bauprojekt Monsantos verhindert. Zerstörte Infrastruktur und zig verletzte Aktivisten blieben zurück. Es ging um die Ausschreitungen, die Cordoba Anfang Dezember plötzlich in eine bürgerkriegsähnliche Lage versetzte. Es brannte an allen Strassenecken, Plünderungen und Schiessereien, fast drei Tage dauerte der Ausnahmezustand, der viele Bürger der Stadt in Schrecken versetzte und andere in den finanziellen Ruin trieb. Fast Zeit gleich standen die Theater, Zirkus und Akrobatik Aufführungen auf dem Terminkalender; auf die lange Monate hingearbeitet wurde und in deren Kunst, Kreativität und Liebe wir vor der Krisensituation und feindlichen Realität Zuflucht fanden und mit denen wir Freude, Hoffnung und Schönes verbreiten. Mittendrinnen wechselte mein Computer unverhoffter und unfreiwilligerweise seinen Besitzer, samt Bericht, samt zugeschnittener Musik für die Aufführung, samt vieler gesammelter Daten, Informationen und Arbeitsmaterialien und letztendlich als wichtiges Werkzeug, meiner täglichen Arbeit. Kruzifix und ärgerlich.

Da wir uns immer noch mitten in „der geliebten fünften Jahreszeit“ befinden; den letzten beiden Monaten des Jahres, in denen sich mal abgesehen von den genannten unerwarteten Geschehnissen, die Ereignisse ballen. Ein Phänomen das der Kultur hier eigen ist. Alles wuselt und tut und rotiert. alles was im Laufe des Jahres irgendwie liegen gelieben ist, nicht zu Ende gebracht werden konnte, wird nachgeholt. Alle Projekte werden abgeschlossen als gäbe es kein „nach“ den Ferien. Und natürlich wird alles gefeiert. Und wenn Dezember überstanden ist, sind die Ferien mehr als verdient (und nötig ;-)). Daher hab ich auch noch nicht geschafft den Bericht neu zu schreiben!

Wünsch euch allen ein schönes Weihnachtsfest!

Foto-Dokumentationen

4 Nov

44 Tage Blockade vor den Toren der Monsanto Fabrik

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Seit über einem Monat wird der Bau der Monsanto-Fabrik erfolgreich blockiert. Am Wochenende wurde der 44ste Tag gefeiert. Menschen campen nicht nur auf der Zufahrtsstrasse und verhindern, dass Baumaterial auf das Geländer gelangen kann, Tag täglich finden Bildungs- und Kulturveranstaltungen statt, Debatten, Vorträge, Workshops, ein Gemüsegarten wurden angelegt und Lehmöfen gebaut.

Eine Zeit die dazu gedient hat den Konflikt sichtbar zu machen, die Aufmerksamkeit und Präsenz der Medien zu gewinnen. Immer mehr Fakten und Daten kommen ans Licht, die die Unregelmässigkeit, Illegalitäten und Korruption aufdecken, mit der das Unternehmen und die Politik handeln und mit denen das Projekt bis jetzt vorangetrieben wurde. Langsam wird die breitere Bevölkerung auf das Thema aufmerksam, fordert Informationen und übt Kritik. Das Thema wird von allen Seiten beleuchtet: gesundheitliche Aspekte, rechtliche Lage, Umweltfaktoren, entwicklungspolitische Perspektiven, aus demokratischer und menschenrechtlicher Situation etc. Auf allen Ebenen wird rotiert, Anwälte arbeiten auf der juristischen Ebene. kompromittierte Journalisten publizieren, Ärzte und Biologen veröffentlichen wissenschaftliche Analysen, ich arbeite auf der Gemeindeebene und viele Bürger stellen ihre Körper quer.

In meiner Arbeit geht es in erster Linie darum, die Selbstbestimmung der Gemeinden zu fördern, die Menschenrechte zu verteidigen und Rechtsverletzungen anzuzeigen. Für eine Selbstbestimmung der Bevölkerung über ihre Territorien, ihre Lebensgrundlage, ihren Lebensraum, ihre Gesundheit und Zukunft sind Wissen und Strategien grundlegend. Während die Regierungspolitik und die Unternehmensstrategien darauf setzten die Bevölkerung unwissend und passiv zu halten, zu manipulieren, zu kaufen oder zu unterdrücken. Setzt meine Arbeit genau an diesem Punkt an, Instanzen zu schaffen, in denen die Menschen zusammenkommen, ihre Meinung ausdrücken können, sich aktiv informieren, bilden und planen können. Neben Arbeit direkt in der Gemeinde hab ich ein Projekt geschrieben, das nun an den Schulen in Cordoba präsentiert wird, das Thema Monsanto, Sojaanbau, genmanipulierte Lebensmittel, Agrogift und Alternativen zum aktuellen Agrarmodel soll an allen Schulen mit den Schülern behandelt werden.

Derzeit liegt die Hoffnung vieler bei der Genehmigung eines provinzialen Volksentscheids über den Bau der Monsanto-Fabrik (auf Gemeindeebene wurde der Antrag bereits abgelehnt).

Zum Abschluss zum eigentlichen Thema dieser Pubikation, zwei Fotoreportagen:

http://www.boston.com/bigpicture/2013/10/agrochemical_spraying_in_argen.html

http://www.reportagebygettyimages.com/features/stories-of-a-wounded-land/

Frühling ohne Monsanto

26 Sept

Malvinas Argentinas

Es gibt etwas, das noch schlimmer ist als in Malvinas Argentinas zu wohnen und das ist, Teil der Bürgerinitiative von Malvinas Argentinas zu sein”. Der Besitzer eines Ladens an der Hauptstrasse dieser peripheren Gemeinde Cordobas, sieht von Weitem der Demonstration gegen die Installierung der Samen Verarbeitungsfabrik zu und bringt diesen lapidaren Satz hervor, um die Spannungen zu beschreiben, die rund um die Manifestation herrscht.

Marcha monsanto.Bevor er in seinem Laden verschwindet, erzählt er, dass er auch Mitglied der Bürgerinitiative war, bis man ihm drohte, ihm die Gemeindesteuer zu erhöhen, wenn er weiterhin aktiv teilnehme, und so hat er die Gruppe seiner Mitbürger verlassen. Diejenigen, die teilnehmen, zahlen doppelt so hohe Strom- und Wasserrechnungen, einige gehen deswegen und der Rest geht aus Angst vor den Repressalien. Nach und nach bleiben immer Weniger gegen Monsanto übrig. Malvinas Argentinas ist eine Kleinstadt mit 16.000 Einwohnern, die im einstigen grünen Gürtel Cordobas liegt. Heute verfügt die Gemeinde grade mal über eine einzige asphaltierte Strasse und ein Sportzentrum. Das Unternehmen Monsanto, das Fortschritt und Arbeitsplätze versprach, zögert noch mit dem versprochenem Bau eines Schwimmbads, damit alle sehen, wie gut es der Gemeinde tut, dass sie zum Bau der Monsanto-Fabrik ausgewählt wurde. Die wachsenden bunten Sozialbau Siedlung am Rande, fügen der traurigen Landschaft einen schlechten Geschmack bei. Seit der Soja die Provinz überschwemmt hat, ist Malvinas Argentinias zu einer Insel zwischen Agrarchemikalien versprühender Flugzeuge und Getreidesilos geworden. Die Landwirtschaft braucht keine Landarbeiter mehr sagen resignierte Veteranen den arbeitslosen Jugendlichen, die auf der Verliererseite übrig bleiben. Dicke Geländejeeps fahren vorbei, nehmen die N19 oder die A88 Richtung Montecristo, wo die Besitzer und Verwalter der Anbauflächen leben. Dort, 8 Kilometer von Malvinas Argentinas entfernt, mitten auf dem Platz von Montecristo, stehen 3 historische Silos, um die sich zu ihrer Zeit die Stadt gründete, als Denkmal für den wirtschaftlichen Aufschwung den der Soja brachte und auch als Erinnerung an die manuelle Landwirtschaft, die heute keiner der Bewohner Montecristos mehr vermisst.

Jonatan Castro ist 19 Jahre alt, er ist eher zufällig zur Bürgerinitiative gestossen, als er als Schülervertreter seiner Schule, Nachforschungen über den Bau der grössten Samentransformationsfabrik Lateinamerikas in seiner Stadt anstellte und entschied sich spontan der Versammlung zuzuhören. Seine Grosseltern, die Familie Calarco, gemeinsam mit den Arzanis hatten im vergangenen Jahrhundert die Gemeinde gegründet. Noch, bis vor einigen Jahren, trafen sich die Familien um ihre Sonntage gemeinsam zu verbringen, heute sprechen sie nicht einmal mehr miteinander.Sieben Millionen sollen als Bestechungsgeld für die Installation Monsantos in Malvinas geflossen sein. Der Bürgermeister, Daniel Arzani, hat seinen Anteil kassiert und tut nun nichts mehr dafür den Bau zu verhindern.

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Die Anlage befindet sich 600 Meter von dem Städtchen entfernt. Auf 36 Hektar soll die Fabrik beherbergt werden. Noch fehlt vieles bis die 236 Silos in Betrieb genommen werden können und derzeit, seit genau 8 Tagen ist die Anlagen blockiert.

Nach dem Festival “Frühling ohne Monsanto” am vergangenen Donnerstag, schlugen Bewohner und Aktivisten vor den Toren der Anlagen ein Kamp auf, um den Zugang für Lkws und Konstruktionsmaterialien zu blockieren. An diesem Tag kamen Tausende Menschen nach Malvinas, „einfache“ Bürger, Gruppen, Initiativen, Künstler, Wissenschaftler aus dem ganzen Land, um ein deutliches NEIN gegen Monsanto zu setzten.

Vanina, die an der Organisation des Kamps beteiligt ist, sieht es als einen Erfolg der Bürgerinitiative, dass man sich heute einer der mächtigsten Unternehmen der Welt entgegenstellen kann. Trotz abgelehntem Antrag auf ein Referendum im vergangenen Jahr und dem angeordneten vorläufigen Baustopp wegen fehlender Umweltberichten.

Vanina ist seit Beginn dabei, nahm an der Durchführung der epidemiologischen Studie in ihrer Gemeinde teil. Es wurden dieselben Probleme festgestellt, wie in den anderen Gemeinden, die an Sojafelder grenzen: Leukämie, Purpura, spontane Schwangerschaftsabbrüche, Fehlgeburten, Missbildungen, Atemwegserkrankungen, Flecken auf der Haut etc. „Hier sterben die Menschen an Krebs, und nicht weil sie Alt sind“ fügt sie hinzu. Im Jahr 2010 kam ihr Vater mit einer atypischen Lungenentzündung ins Krankenhaus. Die Ärzte sagten der Sauerstoff kann nicht vom Blut aufgenommen werden. Seit 25 Jahren ist er Lkw-Fahrer und seit wenigen Jahren fährt er Sojaladungen zum Hafen in Rosario. Seine Familie beobachtet, dass er immer erschöpfter nach Hause kommt. Seine Kleidung ist imprägniert mit Chemikaliengeruch. Im vergangenen sind 9 Lkw-Fahrer, die diese Frachten transportieren verstorben. Vanina glaubt, dass ihr Vater überlebt hat, weil sein Lkw eine, von der Fracht separate, Fahrerkabine besitzt. Dennoch leidet er an EPOC-(einer chronischen Atemwegserkrankung).

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“Haufen von Faulpelzen” ruft es aus einem Auto in Richtung Camp, während Eli von ihrer Erkrankung spricht, auch sie leidet unter einer chronischen Atemwegserkrankung. Glyfosat und Endosulfan wurden in ihrem Blut nachgewiesen, obwohl sie in Cordoba und nicht in der Nähe von Sojafeldern lebt. Die Ärzte geben ihr weniger als ein Jahr zu leben. Sie ist überzeugt, dass die Agrarchemikalien-Kanister Schuld sind, die der Nachbar zur Weiterverwendung in seinem Garten sammelt.

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Lange konnte sie keine Ursache für ihre Erkrankung finden, bis sie sich von der Giftigkeit der Unkrautvernichtungsmittel erfuhr. Auf den Kanistern ist keine Warnung über den Giftigkeitsgrad zu finden. Der Nachbar fährt die Felder ab, um die weggeworfenen Kanister zu sammeln und schliesslich weiter zu verkaufen. Ein Teilnehmer erhebt das Wort und erinnert sich, dass vor einigen Jahren diese Kanister im Dorf sogar genutzt wurden, um Wasser vom Brunnen zu holen.
Pablo, ein Anwohner der direkt neben dem Gelände lebt, auf dem die Fabrik errichtet wird, arbeitete zwei Monate auf der Baustelle, bis der Baustopp erlassen wurde, seinen Lohn hat er bis heute nicht gesehen. „es wird schlimm enden“ sagt er, auch wenn er überzeugt ist, dass das Unternehmen keine Gesundheitsrisiken verursachen wird. Der Vizepräsident von Monsanto Argentinien, kam schliesslich persönlich in die Gemeinde und erklärte den Bürgern, dass sie keine Kontaminierung zu befürchten hätten. Es gibt keinen Umweltbericht, keine Volksabstimmung und jeder ist frei zu glauben was er will und kann. Einige für Monsanto, andere dagegen.

Von Bränden und Wolkenbrechern

18 Sept

Das Umland von Cordoba brennt, seit über einer Woche fressen die Flammen sich vor. Schätzungen gehen von bereits 40.-80.000 ha verbranntem Land aus, mehrere Gemeinden wurden evakuiert.

Wie jedes Jahr, ist seit Mai kein Tropfen Wasser mehr gefallen und nun haben die „tormentas de SantaRosa“ begonnen, ein heisser Wind, der mit um die 80 km/h über das trockene Land fegt, nach alter Bauernregel setzt dieser Wind am 30. August ein und kündigt das Ende der Trockenzeit an, auch dieses Jahr hielt die Bauernweisheit, es stürmt, es ist heiss, die Temperaturen haben die 40 Grad Marke überschritten. Die Luft ist voll Sand, Staub und Asche. Seit Tagen wird Regen angesagt und dann wieder abgesagt.

Noch dazu bebte die Erde vor einigen Tagen. Die Pachamama ist zornig, sagen die einen, eine fehlgeschlagene Landentwicklung sagen die anderen, eine Naturkatastrophe, wie sie überall und immer wieder mal vorkommt sagen die Politiker.

Die letzte Wochen hab ich mit der Koordination von Lebensmittel- Kleidungs- und Materialspenden aus der Stadt verbracht. Die Bedürfnisse in diesem Bereich sich nun vorerst gedeckt. Und auch die Brandherde sind mittlerweile unter Kontrolle. Dank eines radikalen Temperatursturzes, der Schneefall mit sich brachte.

Ursachen und Umstände rücken ins Licht, nicht nur die mögliche Brandstiftung, Motive wie Landgewinnung und Bauernvertreibung, sondern auch der Einsatz von so genannten „rompe tormentas“ (Gewitterbrechern), finden Eingang in die öffentliche Diskussion. Bei letzteren handelt es sich um Flugzeuge, die Kochsalz, Silber oder Bleiiodid in Wolken „einimpfen“, damit eine künstliche Kondensation bewirken und sie so zum Abregen bringen. Sie werden nicht nur zur Unwetterbekämpfung oder Hagelabwehr genutzt (Hagelkörner werden verkleinert) sondern auch um Regen lokal zu beeinflussen. In den letzten Jahren berichteten Bauern aus der Region immer wieder, den Einsatz von solchen Flugzeugen beobachtet zu haben. Es regnete in den Sojaanbaugebieten und in den Bauern Territorien bleibt es trocken (in eben grad diesen, in denen nun die Brände herrschen). Gestartet wird von einem privaten Sportflugplatz, die Betreiber verweigern jegliche Auskunft. In den Medien werden diese Beobachtungen als Mythos und Aberglaube abgetan. Noch fehlen genaue Kenntnisse, aber es ist ein wichtiger Schritt, dass dieses Thema nun endlich öffentliche Aufmerksamkeit erhält um weitere Fragen zu erörtern.

Wer sind die Betreiber? Welche Folgen hat der Einsatz dieser Substanzen für die Umwelt? Welche Folgen gibt es für die regionale Entwicklung? Welche lateral Schäden können auftreten? Wer hat das Recht das Klima lokal zu beeinflussen?

Monsanto (nicht nur) in Córdoba

6 Sept

Monasanto mata

 Über die Hälfte der Exporteinnahmen Argentiniens stammen aus dem Sojaverkauf. Ein Kapital, das heute weit über die Hälfte des bewirtschafteten Bodens des Landes einnimmt. Und anstatt, dass es den Hunger und der Nahrungsmittelknappheit beseitigt, verschärft es diese noch. Denn bevor Soja vor etwa 15 Jahren Einzug auf argentinische Äcker nahm, wurde Getreide, Sonnenblumen, Mais, Kartoffeln angebaut, die Anbauflächen waren zur Nahrungmittelproduktion für die Bevölkerung bestimmt, diese mussten dem Soja weichen.

Hunger und Unterernährung haben in erster Linie sozioökonomische Gründe. Hauptursache bleibt die Armut, die Menschen den Zugang zu ausreichender Nahrung verwehrt und nicht etwa ein Nahrungsmitteldefizit. Hunger als weltweites Problem ist nach wie vor zunächst ein Problem ungleicher Einkommensverteilung. In den Ländern des Trikont[1] kommen noch weitere Problemfelder hinzu: Die ungerechte Landverteilung und das Ausbleiben von Agrarreformen; die verfehlten Agrarpolitiken der Eliten; die ungerechten Handelsbeziehungen zwischen Nord und Süd; sowie Landvertreibungen, die dem Konflikt zwischen der merkanilistischen Wirtschaft der Grossunternehmen und der traditionellen der Kleinbauern entspringen. Seit Beginn der Sojaära mussten über 80% der ursprünglichen Waldfläche Cordobas weichen. Das Land gleicht einer grünen Wüste aus Sojafeldern. Durch den ausgedehnten monokulturellen Soja-Anbau für den Export, verringern sich die Anbauflächen für andere Pflanzen. Traditionelle Wirtschaftszweige [2]und Lebensräume von Siedlern, Kleinbauern und Nomaden wurden in den letzten zwei Jahrzehnten von der Soja-Industrie nahezu vollständig verdrängt.

Mir kommen die Worte von Alonso, einem jungen Bauern, in den Sinn, den ich bei einer Veranstaltung vor einigen Wochen im Norden der Provinz traf. „Das Territorium ist viel mehr als das Land, der Fleck Erde, auf dem wir leben, es ist die Möglichkeit unser Leben, unsere Kultur und unsere Identität zu entwickeln und birgt in sich unsere Geschichte und die unserer Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern“ sagt Alonso, dessen Familie seid Generationen auf dem Land lebt, auf dem das Treffen unter dem Moto„la tierra es nuestra“[3] stattfand; Bauern, Hirten, Studenten, Wissenschaftler, Anwälte etc waren zusammengekommen, um zu debattieren, Erfahrung und Wissen auszutauschen und Realitäten Namen zu geben. Dennoch, habe die Familie nie die offiziellen Papieren besessen, mit denen sie das Land ihr Eigen nennen könnten und nun durch das Vordringen der „Sojagrenze“ vertrieben werden soll. „… das System der extensiven Monokultur sieht in dem Land nur die Gewinnmöglichkeiten…“ fährt er fort. „es sieht nicht unser Leben als Bauern, unsere Geschichte, die uns mit diesem Land verbindet, unsere Kultur und Leben, die aus dieser kargen Erde entspringen….aber sie besitzen die Kaufpapiere.“

In Cordoba zeichnet sich eine absurde Entwicklung ab. Im vergangenen September wurde erstmals ein Gerichtsprozess gegen die Verspritzungen von „Pflanzenschutzmittel“ Monsantos in Cordoba gewonnen. Kurz darauf erhält der weltweit grösste Produzent von genmanipuliertem Saatgut, Monsanto, die Genehmigung von Seiten der Regierung, die grösste Saatgutproduktionsanlage Argentiniens in der Gemeinde „Malvinas Argentinas“ am Stadtrand von Cordoba zu bauen! Sie gehört zu den ärmsten Gemeinden, mit der höchsten Arbeitslosenrate der Provinz. Das Unternehmen Monsanto lockt mit dem Versprechen neue Arbeitsplätze zu schaffen. 400 Menschen sollen beschäftigt werden. Eines der Hauptargumente des Unternehmens an die Gemeinde. Guckt man allerdings die Statistiken der letzten Volksumfrage an, stellt man fest, dass nur 12 der 15000 Einwohner einen Hochschulabschluss besitzen. Falls das Projekt nun tatsächlich Arbeitsstellen für Bewohner der Gemeinde schafft, dann wohl nur in den niedrigsten Positionen, wie etwa Pack- und Reinigungskräfte. Das Unternehmen setzt eine der typischen Strategien ein: sucht sich als Standort eine verarmte Gemeinde mit niedrigem Bildungsstandard und labilem Rechtsbewusstsein, spielt mit den konkreten Bedürfnissen und Nöten der Gemeinde.

Aber treten wir einen Schritt zurück, es geht nicht nur um die Samenproduktionsfabrik Monsantos an sich, einem konkreten Industrieprojekt, sondern in einem weiteren Kontext gesehen geht es um die Ausbreitung der Monokultur, der Kontamination, der Entwaldung, der Zerstörung der Lebensgrudlage vieler Menschen und letztlich um die Zukunft unserer Nahrung.

Was wissen wir über Monsanto?!

Monsanto ist weit mehr als Soja auf argentinischen, brasilianischen und US amerikanischen Feldern! Fragt man Wikipedia, so erfährt man, dass das Unternehmen 1901 gegründet wurde, seit 1927 hat der börsenoriente Konzern seinen Sitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, und Niederlassungen in 61 Ländern. Heute produziert das Unternehmen  in erster Linien genmanipuliertes Saatgut und Herbizide (u.a. das Breitbandherbizid „Roundup”) 

Aber betrachten wir ein wenig die Entwicklung des Unternehmens. In der Anfangszeit widmete sich Monsanto der Fabrikation von chemischen Produkten. Später kamen die Herstellung von anderen Produkten hinzu wie Süsstoffe (Aspartam und Saccarose)für die Lebensmittelindustrie, Chemikalien für Landwirtschaft (DDT[4]) und PVC für die Industrie, sowie den Komponenten „Agent Orang“, ein Pflanzenvernichtungsmittel, das in der Kriegsindustrie (Vietnamkrieg) Einsatz fand, es folgte die Herstellung von Hormone für die Viehzucht. In den 80ern und 90er Jahren, wandelte sich das Unternehmen und fokussierte sich auf die Biotechnologien zur Erzeugung genetisch veränderten Saatguts.

Patente

In den 90er Jahren begann Monsanto die weltweite Kontrolle über den Saatgutmark zu übernehmen, indem es andere Saatgutunternehmen aufkaufte und die Patente unter seinen Namen brachte. Seit 2005 ist Monsanto der weltweit grösste Samenproduzent, der zudem 90% der Technologien für den Anbau von genmanipuliertem Saatgut herstellt.

Die Kontrolle Monsantos (und anderen Megaunternehmen wie Syngenta, BASF, Bayer etc) über die Saatgutproduktion durch aggressive Patentrechte, zwingt die Landwirte ihr Saatgut zu kaufen und verbietet Saatgut für die folgende Aussaat zu bewahren es sei denn es werden Lizensrechte gezahlt.

Später kamen die sogenannten Terminatorsamen[5] hinzu, hybride Sorten, die genetisch so verändert wurden, dass sie sterile Samen hervorbringen, also nach nur einer Ernte „Selbstmord“ begehen. Hybride sind designend um die Bauern jede Saison zum Markt zu zwingen, diese patentierten ‚Suizid-Samen‘ stellen vor allem für die Kleinbauern in armen Ländern eine Bedrohung dar, die normalerweise ihr eigenes Saatgut für die nächste Aussaat zurückbehalten.[6] Wenn die Saatgutversorgung der Bauern ausgelöscht ist und sie abhängig von patentiertem Saatgut sind, führt das unvermeidbar zur Verschuldung. Saatgut ist vom Allgemeingut zur Handelsware privater Saatgutfirmen geworden, das auf dem freien Markt gehandelt wird.

In vielen Ländern auf der ganzen Welt, wurden neue Saatgutgesetze eingeführt, die eine verpflichtende Saatgutregistrierung durchsetzen und es somit unmöglich für Bauern machen, ihre eigene Vielfalt anzubauen, zu erhalten und weiterzuentwickeln und sie in Abhängigkeit von den Saatgutgiganten zwingen.[7] Das Unternehmen erhält eine Macht über das menschliche Leben, die zuvor niemand hatte, der Erwerb des Terminator-Patentes durch Monsanto ist der Anfang einer nichts Gutes verheißenden neuen Phase in der globalen Monopolisierung unserer Nahrungsmittelversorgung.

Da Monsanto aber nicht in allen Länder mit so offenen Türen empfangen wird wie Argentinien oder Barasilien hat die Saatgutindustrie vielfache Instrumente entwickelt um ganzen Völker von ihren Produkten abhängig zu machen und sie zu zwingen neue Samen für jede Aussaat zu kaufen. Teilweise mit perversen Methoden unter dem Vorwand der humanitärer Hilfe, wie beispielsweise in Haiti. Nach dem verherendem Erdbeben 2010, spendete Monsanto hunderte Tonnen seines genmanipulierten Saatguts und wollte sich so die Kriesensituation zu nutzen machen um ihre gentechnisch veränderten Pflanzenkörner zu verbreiten und die Landwirtschaft der Insel von ihren Produkten in der Zukunft abhängig zu machen. Das Unternehmen unterschätze allerdings die Bauern, die anstatt das Saatgut anzunehmen, es verbrannten.

Vom Verlust des lokalen Saatguterbes und der Biodiversität

Am Ende bleibt eine Kleine Auswahl/Varietät von genetisch uniformen Samen übrig, die die traditionellen Arten substituieren und damit die genetische Diversität, die unsere Lebensmittelsystem aufrecht erhalten. (Beispielsweise gibt es auf dem argentinischen Markt nur noch 2 Sorten Äpfel und eine Kartoffelsorte während in Bolivien, (wo genmanipulierte Samen strikt abgelehnt werden) noch über 200 Sorten Kartoffel kultiviert werden, Mexiko, die historische Wiege des Mais, hat achtzig Prozent seiner Maissorten verloren, Baumwollsamen in Indien, etc) . Die einstigen Getreidekammer der Welt Argentinien, wurde unter Monsanto zu einem Versuchslabor für Gensoja.

Der Verlust des traditionellen Saatguts ist nur eine der Folgen, der genetischen Kontamination und stellt eine große Bedrohung für die Zukunft von Nahrung dar. „Es ist es unsere Pflicht und Verantwortung, das Saatgut und die damit verbundene Jahrhunderte angesammelte Weisheit zu schützen und an zukünftige Generationen weiterzugeben“, sagt ein Vertreter der Bauernbewegung. Der Anbau von Saatgut und der freie Austausch zwischen den Bauern war die Basis für den Erhalt biologischer Vielfalt und unserer Nahrungsmittelsicherheit . Im Zuge dieser Entwicklung sind laut der Welternährungsorganisation bereits drei Viertel der Biodiversität bei landwirtschaftlichen Kulturen verschwunden.[8]

Traditionelle Sorten unterscheiden sich im Geschmack, Nährwert und Qualität. Industrielle Züchtungen gründen mehr in der Strategie, mehr Chemikalien zu verkaufen, mehr Waren zu produzieren und mehr Profit zu machen. Es wird in erster Linie für industrielle Weiterverarbeitung gezüchtet, um Biotreibstoff und Tierfutter zu produzieren. Quantität entleert von Qualität, und Gewicht entleert von Nährwert stellt keine Nahrung dar.[9]

Roundup

Begleitet werden die genmanipulierten Sorten von den dazugehörigen Agrarchemikalien, es werden Giftstoffe versprüht, die in ähnlicher Form im Vietnamkrieg unter dem Namen Agent Orange eingesetzt wurden. Diese Chemie-Cocktails basieren auf einer Mischung aus Glyphosat, Paraquat, Endosulfan und 2,4 Dichlorphenoxyessigsäure[10]. In Europa sind fast alle diese Substanzen verboten. Produziert werden sie aber von Monsanto in den USA, von Syngenta aus Basel, BASF aus Ludwigshafen am Rhein oder von Bayer aus Leverkusen.  Monsantos genmanipuliertes Saatgut wurde auf Toleranz gegenüber dem wohl bekannteste Breitbandpflanzenvernichtungsmittel „Roundup-ready“, gezüchtet. Es ruft schwere Erkrankungen und Risiken für die Gesundheit in den Gemeinden die nahe dieser monokultiven Anbauflächen liegen, hervor. Zum anderen werden vergiftete und tote Erde zurücklassen auf der kein Leben mehr zu finden ist. Die Agrargifte werden per Flugzeug über den Feldern versprüht, das Unkraut (allerdings auch alle andere Pflanzen und Insekten) werden dabei vernichtet. Oft grenzen die Felder direkt an Ortschaften, durch Verwehungen der Giftstoffe wird die Bevölkerung also direkt betroffen, ausserdem liegen Silos und Lagerhallen für Samen und Chemikalien direkt in den Orten. Atemwegs- und Hauterkrankungen, Fehlgeburten, Kinder mit Missbildungen, erhöhte Krebsraten treten in all diesen Gemeinden auf. Als Beispiel möchte ich die Gemeinde Ituzaingo aufführen, die inmitten eines horizontlosen Genpflanzen-Meers liegt. Eine Gruppe von Frauen „Las Madres de Barrio Ituzaingo Anexo, begannen bereits vor Jahren, eigenständig epidemiologische Studien durchzuführen, die Krankheits- und Todesfälle in ihrer Gemeinden dokumentierten, bereits lange bevor das Thema Pflanzenschutzmittel, in den Medien ein Thema wurde und die ersten interlektuellen Stimmen zur Sprachen kamen. „Hier im Dorf wisse man schon lange, wie schädlich die Chemikalien sind, auch wenn die Hersteller sagen, dass die Mittel keine gesundheitliche Schäden verursachen und ausserdem ist Soja als Teil der Wachstumspolitik der Regierung“. Letztendlich waren die Studien der „Madres de Ituzaigo“ die wichtigste Beweismittel im Prozess gegen die Versprühungen verganges Jahr. In einer aktuellen Studie an der 142 Jugendliche teilnahmen wurden bei 114 Agrargifte im Blut nachgewiesen und damit diese Realität nochmals bestätigt.

90% der Gensojaanbauflächen befinden sich in den USA, Brasilien, Argentinien und Canada![11]Gensoja war, von Anfang an kein Nahrungsmittel. Die grosse Mehrheit der genmanipulierten Produkte dient der Tierfutter- und Biotreibstoffherstellung, in den reichen Ländern, anstelle von Lebensmitteln in armen Ländern oder der bekämpfung des Welthungers (ohne dabei an dieser Stelle die Qualität dieser Lebensmittel in Frage zu stelle). Ohne gentechnisch veränderte Soja ist heute die Versorgung mit Fleisch, Eiern und Milchprodukten zu Niedrigpreisen nicht mehr zu gewährleisten. Über die Langzeitauswirkungen fehlt allerdings Wissen. Hier besteht ein ernormer Forschungsbedarf. Eins ist dennoch sicher, die Gentechnikindustrie hat sicher nicht das Wohl der Menschen, sondern vorallem den eigenen Profit im Blick. Auch hier in Cordoba arbeiten wir an der kontinentalen Kampagne „agrotoxicos matan“[12](„Agrartoxide töten“). Einer Initiative, die von der CLOC-ViaCampesina[13] ins Leben gerufen wurde. Es sollen die Evidenzen dargestellt und koordiniert werden, die die Agrartoxide auf die Gesundheit, Umwelt und Leben der bäuerlichen Bevölkerung haben und gleichzeitig das Leben, Wissen und Kultur der Bauern sichtbar gemacht und reale, sustentable und gemeinschaftliche Alternativen zur derzeitigen Entwicklung der Sojakultur aufgezeigt werden.

Die Nahrungmittelsouveranität bezeichnet das Recht aller Völker gesunde und kulturell angepasste Nahrungsmittel, durch ökologische, angemessene und sustentable Anbaumethoden herzustellen. Sowie das Recht über ihre Agrar- und Lebensmittelsysteme zu entscheiden. Die Nahrungsmittelsouveranität verleiht den Produzenten und Verbrauchern eine zentrale Rolle in den Nahrungsmittelsystemen und der Politik, anstatt diese Systeme zu zwingen sich den Forderungen des Marktes und der grossen Unternehmen zu unterwerfen. Ein schwieriges Anliegen in Argentinien, wo der Sojaanbau von der Regierung gefördert wird, wenige und oft falsche Informationen in den Medien zu finden sind und die Bürger sich oft ihrer Machtposition als Verbraucher nicht bewusst sind und keinen Gebrauch von ihren Einflussmöglichkeit machen. Das Konzept der Nahrungsmittelsouveranität, legt ausserdem die Verteidigung der Interessen der nachfolgenden Generationen fest und fordert ihre Einbindung. Den lokalen und nationalen Märkten und der Wirtschaft muss laut diesem Recht Vorrag verliehen werden.

Saatgut ist eine der Quellen des Lebens und Grundlagen unseres Daseins. Seine Vielfalt und Reichhaltigkeit hat sich in Millionen von Jahren frei entwickelt und den Bedürfnissen von Klima, Standort und Kultur angepasst. Die Sortenvielfalt muss lebendig gehalten werden, damit Resistenzen gegen Viren und Pilze, Nässe oder Trockenheit zur Verfügung stehen.

Mit der derzeitigen Entwicklung wird langfristig ist die Ernährungssicherheit gefährdet. Auch wenn sich das Konzept der Lebensmittelsouveranität an vielen Orten Europas erfolgreich erhoben hat und der Anbau verboten ist, es strikte Norme zur Etiquetierung von genmanipulierten Nahrungsmitteln gibt, gelten diese Normen beispielsweise nicht für Fleisch und tierische Produkte wie Milch und Eier, die von Tieren stammen, die mit genmanipulierten Pflanzen gefüttert wurden. Hier gibt es eine Gesetzeslücke.[14] Deutschland importiert mittlerweile gleich nach China weltweit die meisten Sojaprodukt für die ‘Fleischproduktion‘  die vor allem aus Argentinien und Brasilien kommen.

Die damit verbundene Komplexität lässt sich nur langsam erfassen. und im rechtlichen Dschungel müssen erst die Wege gefunden werden

Die Opposition gegen Monsanto

In Europa besteht eine grosse Sensibilität für das Thema der genmanipulierte Nahrungsmittel, sowohl die Zivilbevölkerung als auch Wissenschaftler habe wichtige Beträge geleistet haben und das Thema hat Eingang in die öffentliche Debatte gefunden. Die Diskussionen zur Gentechnik haben die Sorgen über die (Un)schädlichkeit der Lebensmittel weit überschritten und erreichen die etische Dimensionen, assoziiert mit der Patentierung von Saatgut. Ein fundamentaler Unterschied zur Situation in Lateinamerika. Wer in Argentinien negativ über den Sojaanbau spricht, muss mit Konsequenzen rechnen. Mitglieder von Bürgerinitiativen, die von verstecktem Genozid sprechen, wurden schon Fensterscheiben eingeschlagen und Autos angezündet. Erst vor ein paar Wochen wurde dem Direktor eines lokalen Radiosenders per Telefon mit Prügel gedroht, wenn er die kritische Berichterstattung zum Gensoja nicht einstelle. Kleinbauern, die auf potenzialen Sojaanbauflächen leben werden vertrieben, wenn sie nicht freiwillig gehen, werden sie bedroht, oft hat man ihre Nutz- und Haustiere erschossen mit der Drohung, bald würde selbiges mit ihnen geschehen wenn sie nicht ihr Stück Land verliessen. Staatliche Schulen und medizinische Versorgungszentren werden im ländlichen Raum geschlossen und viele Familien sehen sich gezwungen umzusiedeln aufgrund des fehlenden Zugangs zu Bildungsmöglichkeiten und der Gesundheitsversorgung. Kritischen Wissenschaftlern widerfährt Ähnliches, wie dem Embryonenforscher Andrés Carrasco von der Universität Buenos Aires. Dieser hatte vor drei Jahren bestätigt, dass Glyphosat schon bei geringer Anwendung zu Missbildungen bei Embryonen führen kann – worauf Politiker zusammen mit der Agrarindustrie eine wochenlange Kampagne gegen ihn und seine Resultate führten. Er selbst erlitt körperliche Übergriffe, die Veröffentlichung seiner Studien wurde verboten.[15]

Was nun tun vor diesem düsteren Panorama?!

Hier vor Ort eine Ameisenarbeit, gegen die fehlende Medienfreiheit, organisieren von Aufklärungsveranstaltungen, Workshops, Kampagnen an Schulen, Dokumentarfilm-Veranstaltungen etc.Wissen und Bewusstsein sind eine fundamentale Grundlage und öffnet die Türe für weitere Aktionen und Veränderungen. Die Bürger Malvinas Argentinas sind aktiv geworden gegen den Bau der Saatgutproduktionsfabrik Monsantos. An verschiedensten Orten finden man kollektiven Initiativen, Menschen finden sich zusammen, erarbeiten gemeinsam Wissen und Strategien. “In unserer Not und dem Fehlen jeglicher Studien wurden wir selbst zu Spezialisten, im juristischem Bereich, in Chemie, Landwirtschaft, Journalismus, Physik, Anthropologie, Medizin, im Bereich Klima und Bodenkunde, Wirtschaftsanalysen und Politik etc“, sagt eine Anwohnerin. Viele bürokratische Schritte sind getan, alle administrativen Wege den Bau zu stoppen wurden eingeleitet und es konnte ein vorläufiger Baustopp des Projektes erreicht werden. Das ist noch längst keine grüne Flagge. Das Unternehmen muss nun einen neuen Umweltbericht erstellen, der die Konstruktion erlauben würde, könnte das Unternehmen plausibel machen, dass keine Risiken für Bevölkerung und Umwelt entstehen würden. Keine sonderlich vielversprechende Situation, bedenkt man die herrschende Korruption, gekaufte Politiker, unterdrückte Kritiker. Derzeit hilft der Baustopp aber Zeit zu gewinnen neue Strategien zu erdenken und einzuleiten. Der Antrag für einen Volksentscheid zu dem Monsantoprojekt wurde leider abgelehnt.

Des Weiteren bleiben viele andere Dinge zu tun, Alternativen die Hoffnung machen, wie die Samentauschmärkte, Netzwerke über die biologisch produzierte Produkte fair gehandelt werden.

Weltweit können wir als Verbraucher, Firmen- aber auch Sozial- u. Wirtschaftspolitik nachhaltig beeinflussen, indem wir mit unserem Kaufverhalten unsere Zustimmung bzw. unsere Ablehnung ausdrücken. Ich denke für eine Wende in der aktuellen Entwicklung, sind grade die Länder wichtig, die die Produkte kaufen oder in verarbeiteter Form konsumieren um so von Seiten der Nachfrage auf das Angebot einzuwirken.

Kontinent, der Gegensätze der sozialen Ungleichheit, der Korruption, der sozialen Bewegungen, Kämpfe und Revolutionen, Kontinent der Hoffnung und der Freude, Kontinent der neoliberalen Wirtschaftspolitik und der indigenen Weisheit, der Pachamama und den Wüsten der Monokultur, des Individualismus und der kollektiven Organisation und Solidarität. Ich bin gerne hier!

Am Ende, für diejenigen die noch mehr erfahren wollten, noch ein paar Video Empfehlungen:

http://tv.viacampesina.org/Que-son-los-Transgenicos-en-3?lang=en http://www.seedsoffreedom.info/watch-the-film/watch-the-film-spanish/ http://www.youtube.com/watch?v=IlJXjs9PyJc&feature=youtu.be http://www.youtube.com/watch?v=isBqWF3bOi4 http://future.arte.tv/de/thema/brauchen-wir-gruene-gentechnik Auf der Seite findet ihr den Film „Raising Resistance“ zeigt der Film komplexe sozio-ökonomische Zusammenhänge der Sojaproduktion am Beipiel Paraguays Kleinbauern

http://saatgutpolitik.arche-noah.at/files/saatgutkarte.pdf

www.saveourseeds.org


[1] Mit Trikont (hergeleitet aus Drei Kontinente) werden aus antikolonialer Perspektive die Kontinente AsienLateinamerika und Afrika bezeichnet. Im engeren Sinn sind damit die ärmeren Staaten der Welt gemeint, die in miteinander vergleichbarer Weise durch die Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus/Postkolonialismus in ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung beeinflusst worden sind. (wikipedia)
[2] Arte.tv future “brauchen wir Grüne Gentechnik
[3] Übersetzt: „das Land gehört uns“-wobei das Konzept ´Land´in diesem Kontext weit über die Bedeutung eines Stücks Erdoberfläche hinausgeht.
[4] Diclorodifeniltricloroetan, ein syntetischen hochgiftiges Plaguizit
[5] Terminator-Technologiepatente vonDelta & Pine Land sind gemeinsam mit der Regierung der USA und dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium entwickelt wurden.
[6] „Mit Terminator-Saatgut zur Kontrolle der Völker“ F.William Engdahl
[7] Report_seed_freedom_into_deutsch
[8] Rettet die Vielfalt!
[9] Report_seed_freedom_into_deutsch
[10]In leicht modifizierter Form ist es Bestandteil des Entlaubungsgifts Agent Orange, das die US-Armee während des Vietnamkriegs über den Wäldern versprühte.
[11]  Alexander J. Stein y Emilio Rodríguez-Cerezo, What can data on GMO field release applications in the USA tell us about the commercialisation of new GM crops? 2009. ftp://ftp.jrc.es/pub/EURdoc/JRC52545.pdf
[13] Lateinamerikanische Bauernorganisation
[14] Greenpeace “GenFood-Was Verbraucher beachten sollten”

 

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Liebe Freunde

7 Feb

otro mundo es posible

Liebe Freunde! Liebe Mitstreiter! Liebe Projektmitglieder!

Allen voran, möchte ich euch ein schönes, gutes, erfolgreiches, ausgeglichenes, kreatives, bewusstes neues Jahr wünschen.
Und uns allen, auch im Namen der Gemeinden hier vor Ort Danke aussprechen, das dieses einzigartige Projekt möglich ist.
Jahresanfang ist wohl der Moment für Rückblicke und Reflexionen und auch ein Moment dafür sich die Frage nach dem Fortgang des Projektes zu stellen.
Das heisst zum einen zu wissen, was die Möglichkeiten, Wünsche und Vorstellungen aller Beteiligten am Projekt sind. Lieber Niklas, Josef, Lutz und liebe Lucy ich würde mich freuen, wenn ihr ein bisschen berichtet was euch motiviert ein soziales Projekt, und speziel dieses Projekt zu unterstützen. Der Austausch ist gut und wichtig, liefert Sichtweisen damit das Projekt sich entwickeln kann, neue Horizonte suchen kann, alte festigen oder ablegen. Danke Leo, danke Franz für eure Kommentare, Meinungen und Beiträge, für eure so aktive Begleitung des Projektes, danke auch an Lutz und Lucy, die ihr mir oft durch euer offenes Ohr mehr Klarheit in mein Situation bringt. Ich denke wir alle haben uns mit diesem Projekt auf neues Land begeben, ein Projekt, das nicht den üblichen Strukturen eines Entwicklungshilfe Projektes entspricht und auch nicht sein will, wie allein schon der Name „Transnationale Solidaritäts-und Lernpartnerschaften“ sagt. Entstanden ist das Projekt mit der Idee eines gegenseitigen Lernens, Austausches und der Konstruktion einer besseren Welt, an der jeder von seinem ganz persönlichen Standpunkt und Möglichkeiten beteiligt sein kann. Für mich bedeutet es auf unabhängigen Weise in den Gemeinden sozialen und politischen Arbeit leisten zu können, flexibel, auf die sich stets wandelnden Kontexte und Bedürfnisse eingehen zu können und an keine starren Projektstrukturen gebunden zu sein. Diese Möglichkeit, direkt mit sozialen Bewegungen zu arbeiten, wo der Kompromiss in erster Linie den Gemeinden selbst gilt, ist einzigartig. Eine Freiheit, die in manchen Momenten aber auch drückend und schwer ertragbar ist. Auch gab es Momente mit Sehnsucht nach einer festeren Struktur und der Möglichkeit Verantwortung abgeben zu können, nach einem Arbeitsteams, einer direkten Rückmeldung „ der Chefetage“ oder einfach einem Rat, ob ich richtig liege oder mich völlig auf dem Holzweg befinde. Sicherlich sind das alle Elemente, die der Sozialarbeit und jedem unabhängigen Projekt eigen sind. Und so versuch ich sie auszuhalten und zu lösen oder sie der Zeit zu übergeben damit diese ihren Lösungbeitrag leisten kann.
Zurück zu euch, schreibt auch gerne, was ihr über die Berichterstattung auf unserem Blog denkt, lest ihr die Berichte, erscheinen sie euch interessant, sind sie zu lang, zu spezifisch, zu selten, welche Informationen und Einblicke würdet ihr gerne erhalten, habt ihr Anregungen, Kritik, Ideen oder Fragen? Hinterlasst auch gern Kommentare auf dem Blog!

Zeit vergeht

Fast drei Jahre intensiver Feldarbeit liegen nun hinter mir. Meine erste wirkliche berufliche Erfahrung, ich habe unglaublich viel gelernt, bin mit viel Enthusiasmus und vielleicht auch mit vielen Illusionen und einigen Utopien ins Feld gezogen. Die Realität hat mich viel lernen lassen, besonders, dass die Geduld und der Irrtum fester Bestandteil meiner Arbeit sind, Flexibilität und Strategiewandel grundlegende Tugenden sind, dass meine Vorstellungen und Ziele nicht (immer) die selben der Gemeinde sind und auch nicht wichtiger, als die der Gemeinden. Und ich habe gelernt meine Achtsamkeit für die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Gemeinde zu schärfen um eine für alle Beteiligten nützliche, bereichernde und konstruktive Arbeit leisten zu können. Im Vordergrund steht nicht ein a priori formulierter Arbeitsplan, auch wenn dieser immer existiert und Leitfaden ist, sondern vielmehr eine gemeinsame Konstruktion mit vielen Beteiligten, die Tag für Tag neu definiert, verteidigt und erarbeitet werden muss, wenn das Projekt nicht in starre, autoritäre oder bevormundende Strukturen verfallen will. Das Projekt wurde geboren mit der Grundidee zu mehr Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit in den Gemeinden beizutragen. Ich habe mich aber auch in Situationen wiedergefunden, in denen die Gemeinden nicht nach mehr mehr Freiheit und Gerechtigkeit suchten und musste dies als ihren selbstbestimmten Weg respektieren.

Kurzgefasster Jahresrückblick:

Das  vergangene Jahr begann mit den grossen regional koordinierten Blockade auf den Zufahrtsstraße zur Mine LaAlumbrera

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Die folgende Stilllegung des Minenbetriebs, aufgrund fehlenden Materialnachschubs, wurde nach zwei Monaten mit Polizei und Militätgewalt beendet. Nach Auflösung der meisten Blockade (in Tintogasta feiert die Blockade allerdings in diesem Monat ihr einjähriges ununterbrochenes Bestehen) begann eine neue Phase der Unterdrückung, diesmal mit viel subtileren Formen, Angst in der Gemeinde säend. Dazu zählen die Individualisierung z.B. Entlassungen am Arbeitsplatz, Schüler,deren Eltern an den Blockaden beteiligt waren wurde von der Schule entlassen; eine Direktorin, vom regionalen Bildungsministerium abgesetzt, da sie die Räumlichkeiten und Inventar der Schule für verschiedene Aktivitäten zur Verfügung gestellt hatte, andern Orts wurde ein Pfarrer verwarnt, da er einen Gottesdienst auf der Blockade abgehalten hatte. Jugendlich berichteten sie würden nicht zur Blockade kommen aus Angst es könnte negative Konsequenzen bei der Arbeitsuche nach sich ziehen, es gab Hausdurchsuchungen ohne Durchsuchungsbefehle, andere Menschen wurden über Wochen Schritt für Schritt verfolgt. Es gab Drohbriefe, anonyme Anrufe etc….
Während des Sommers wurde die Idee und das Bewusstsein über die Notwendigkeit geboren eigene Daten, Information und Studien zu produzieren. Die Gesundheitstudie machte ihre ersten Schritte. Teils ebnete sich der Weg von alleine. An fast allen Orten, an denen ich das Projekt vorstellte, erhielt ich Zusprache und Bestätigung, jedoch je weiter sich die Orte geographisch der Mine näherten, wurde eine effektive Zusammenarbeit schwieriger. Viele anfängliche Zusagen, Interwietermine und Treffen wurden im letzten Moment abgesagt oder Daten verschwanden plötzlich. Anfänglich versuchte ich mit Verständnis, Geduld und Kreativität die Strategien neu zu erfinden, den geplanten Projektverlauf umzustellen. Irgendwann kamen aber auch Frust, Enttäuschung und das wachsende Bewusstsein dazu, dass ich das Thema unterschätzt hatte sowie die politischen Interessen, die dahinter standen. Heute weiss ich, dass dennoch viele wichtige Schritte getan wurden. Die Gesundheitstudie, auch wenn noch nicht in der Form wie anfangs geplant realisiert werden konnte, wurde zum Ausgangspunkt und zur Einganstür für die  Arbeit an vielen anderen (Krisen-) Punkten, die im Innereren der Gemeinde brodelten.

Historische Korruption, Abhängigkeit, Assistenz und Manipulation kennzeichnen die Beziehungen zwischen Bürger und Staat; die Abwesenheit eines Rechtsbewusstsein, sowie der Möglichkeiten Rechte effektiv einzufordern liefern einen äußerst fruchtbaren Boden für transnationale Unternehmen wie Barrick Gold, Yamana Gold, Agua Rica oder La Alumbrera und bieten einen schwierigen Untergrund um besagte Studien durchzuführen.

Aus sozialarbeiterischer Sicht betrete ich ein großes Feld mit vielen Fronten, Akteurren, Interessen, ungleichen Machtverhältnissen etc. Was anfangs aussah, wie der Widerstand gegen Goldminen, hat sich als komplexe Realität, mit vielen Facetten entpuppt. Ein Gewebe aus verschiedenen Konfliktherden, in dem das Thema Goldmine und ihre Konsequenzen mal im Vordergrund stand und mal völlig in den Hintergrund trat. Oft Schlüssel und Ventil war, andere tiefliegendere und strukturellere Probleme der Gemeinde, sichtbar und greifbar machte (wie beispielsweise das Thema Korruption, die nicht nur die lokale Regierung sondern nahzu alle staatlichen Institutionen durchläuft,  Gewalt in den Familien, die Rolle der Kinder in der Gemeinde, Verletzung sämtlicher Grundrechte, Umweltverschmutzung und –zerstörung etc.)

Ich erinnere an dieser Stelle an einen meiner Grundgedanken zur Projektentstehung „Überzeugt, dass ein wahrer Wandel von unten beginnt“. Gemeint ist damit der Wandel im Bewusstsein der Menschen, ihrem Denken und Handeln, und somit ihrer Autonomität und Freiheit oder eben Abhängigkeit. In Bezug auf Goldminen, als Teil eines globalen Produktions- und Ausbeutungsmodels, muss ich jetzt hinzufügen, dass eine politische Entscheidung über den Fortbestand der Minen nicht in Belen oder Andalgala getan werden kann (vielleicht hab ich dass anfangs geglaubt) und wahrscheinlich nicht einmal auf argentinischer sondern vielleicht nur auf internationaler Ebene getroffen werden kann.

Die Gemeinden habe in den letzten Jahren eine enorme Arbeit geleistet, sichtbar zu machen, was in ihren Territorien geschieht, wurden dabei selbst zum Beispiel und zur Bühne, auf der sich schlimme Formen der postkolonialen Unterdrückung und Ausbeute sowie die Mechanismen mit denen die transnationalen Unternehmen heute handeln, darstellen.
Vielleicht sind dies die Möglichkeit (das Sichtbarmachen) aber eben auch die Grenzen der Möglichkeiten der Gemeinden.

Ich beginne hier mein Arbeitsfeld, als „Sozialarbeiter in sozialen Bewegungen“ besser begrenzen zu können, ohne dabei die Gemeinde aus der Sicht zuverlieren und auch nicht die Eingangsproblematik.

 

Blicke in die Zukunft

Nach diesen drei Jahren der intensiven Gemeindearbeit, steht nun vielleicht eine neue Phase an: die Problematik weiter hinaus zu tragen. Damit kann ich mir beispielsweise vorstellen auf anderen Ebene Beiträge zu leisten,  an international (sozial) Foren teilzunehmen,  etc.
Ich denke, dass ich an einen Punkt angelangt bin, an dem ich mich aus der direkten Feldarbeit in Catamarca etwas zurückzuziehen sollte. Zum einen weil es grad keine direkten Demandas der Gemeinden gibt, zum anderen, weil ich die derzeit existierenen Informationsquellen ausgeschöpft habe und vielleicht auch aus Sicherheitsgründen. Ich habe viel wichtige Information und Daten im letzten Jahr gesammelt und will nun einfach nicht weiter ins Augenlicht der Pro-Minensektoren fallen, da ich eventuell, „zu viel weiss“. Ich glaube es ist in diesem Szenarium der Menschenrechtsarbeit, in korrupten Kontexten und der Anwesenheit paramilitärer Gruppen wichtig, regelmässig die Akteure (also mich) auszutauschen, nicht zu lange vor Ort zu sein um sich nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Keine Sorge, ich habe weder direkte Drohungen noch ähnliches erhalten, sondern einfach nur ein Bauchgefühl, dass mir sagt ich sollte mich eine Weile aus dem Fokus zurückziehen.

Im konkreten heisst das, dass ich die Arbeit vor Ort in Belen und Andalgala zurückschrauben möchte, nicht mehr jeden Monat dorthin reisen werde.

Dennoch werde ich weiter in Kontakt mit den Gemeinden bleiben und bei konkreten Projekten und Problemen zur Verfügung stehen. Mich erstmal auf die Systematisierung des Materials konzentrieren und andere Räume suchen, wie weiter oben schon erwähnt.
Bei soviel zum Thema Minen, habe ich die anderen Projekte ganz ausser Acht gelassen, vielleicht einfach weil sie nicht Sorgenkind sind, sondern sich fast wie von selbst entwickeln . Dazu gehören die Arbeit in den Gemeinden im ländlichen Raum im Nordwesten Cordobas, die “Coordinadora ambiental y de Derechos Humanos de las Sierras Chicas“, die ich seit anderthalb Jahren auf verschiedene Weise begleite. Die Arbeit mit der Coordinadora macht mir sehr viel Freunde und ich möchte sie auch gerne weiterführen.
Zu den weiteren Projekten des letzten Jahres gehört auch eine neue Bürgerbewegung gegen die Installation einer Samenproduktion Fabrik von Monsanto in einer der ärmsten Gemeinden Cordobas. Ich konnte bisher einzelne Beiträge leisten, meine „berühmten“ Rechtsbildungs-Workshops und die Organisation einer Reihe von Dokumentar-Kino-Veranstaltungen etc.

Ein großer Unterschied zwischen meiner Arbeit hier in Córdoba und der in Catamarca ist, dass es hier in der gesammten Provinz Cordobas viele Netzwerke, Gruppen, Individuen gibt, die sich beteiligen, sich interdisziplinäre Arbeitsteams bilden und die Arbeit aus dieser Hinsicht einfach bereichend ist und eine ganz andere Qualität, als die Einsamkeit in den Bergen Catamarcas hat.

Ich plane eine Deutschlandreise im kommenden Sommer (irgendwann zwischen Juni und August). Wenn ihr vielleicht Gruppen, Menschen, Organisationen kennt, die an der Thematik und Problematik interessiert sind (damit mein ich Menschenrechte, Menschenrechtsbildung, Grundrecht auf Trinkwasser, Transnationale mega-Minen-Projekte, Ausbeute von Primärgütern, Nord-Süd-Gefälle etc), die sich über Material, Vorträge, Diskussionsrunden oder ähnliches freuen würden, dann sagt Bescheid. Ich wurde mich freuen meine Arbeit teilen und mitteilen zu können.

Soweit nun von mir. Ich wünsch euch allen alles Gute und schick euch viel Sonne in den deutschen Winter. Schön dass es euch gibt.

Eure Domi

Cruzada de las sierras chicas

10 Dez

Am letzten November Wochenende fand die “Cruzada de las Sierras Chicas – por la soberania del agua y de la tierra” statt. Eine dreitägige Karawane die knapp 50 Kilometer über die Bergkette “sierras chicas” im Nord-Osten Cordobas führte.

Die Idee wurde Ende August in einem meiner Workshops geboren, während einer  Disskusion was wir nun mit all dem erarbeitetem Wissen tun könnten. Weder ich noch einer der Teilnehmer konnte sich zu dem Moment, fröstelnd im Gemeindesaal von Villa Ani-Mi, auch nur annähernd vorstellen, welch grosses Ereigniss tatsächlich daraus werden würde und geworden ist.

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Selbst in den letzten intensiven Wochen der Vorbereitungen, der all wöchtlichen Treffen, dem riesen Berg an bürokratischen Krams (Genehmigungen, Schlafplatzsuchen, Difusion, Pressekonferenzen, Materialerstellungen Interwies etc.), kamen immerwieder Zweifel auf ob sich all die Anstrengungen lohnten. Aber es hat sich gelohnt und zwar voll und ganz.

Aber nun mal zum konkreten.  Es gab zwei Gruppen.

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Eine kleine interdisziplinare Gruppe (Geologen,  Sozialarbeiter, Biologen, Antropologen, Reporter, etc) nahm den oberen Weg über die Bergspitzen, um die Situation des Gebiets technisch zu dokumentieren (Wasserquellen, Flora, Fauna und Gesteinsmerkmale, Siedler (die Experten unter den Lesern haben bestimmt ihre Fachausdrücke dafür ;-)). Es gib bislang keine technischen, offiziellen Studien über die Region.

Und eine große Gruppe die den unteren Weg nahm und dabei die 10 dort liegenden Gemeinden durchquerte.

Hunderte Anwohner nahmen teil, zu Fuß, per Pferd, Fahrrad, Moped oder Auto.

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Das Ziel der Karawanne war es, der Problematik der Wasserknappheit in der Region Visibilität zu verleihen und die offiziellen Erklärungen zu entmaskieren. In den Medien wird die Wasserkrise mit der Trockenheit, dem Ausbleiben von Regen, dem Klimawandel begründet. Sicherlich sind es Faktoren, die ihren Teil beitragen, aber das Grundproblem ist kein klimatisches sondern sozial-ambiental und politischer Natur, angefangen bei der Entwaldung und Bodennutzung bis hin zum Bevölkerungswachstum und zur ungleichen Verteilung der Wasserressourcen, willkürlicher Urbanisierungsprojekte und dem Fehlen einer integralen territorialen Planung mit Partizipation der Bevölkerung. (Ich schrieb in vorherigen Berichten bereits über die Situation).

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Es war auch eine Einladung zur regionale Vereinigung, gemeinsam über die Wichtigkeit des Kollektiven zu reflektieren und sie in Praxis umzusetzen, gemeinsam zu handeln-und ein Projekt mit einer sozial-ambientalen und partizipativen Vision bezüglich der Territorialität zu stärken, eine Einladung, die von vielen angenommen wurden.
Jede Gemeinde hatte künstlerische und kulturelle Interventionen organisiert.

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In einer der Gemeinden kamen die Bürger zusammen um 1000 Origami Papier-Kraniche zu falten, nach einem japanischem –Brauch: 1000 Kraniche für einen Wunsch: „dass der einheimische Wald am Leben  bleibt“,

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In einer anderen Gemeinde musizierten Kindergärten und Musikschule, in einer wiederum anderen wurde ein Mural- eine Wand zur Thematik bemalt.

Es gab Führungen zum Erkennen und Nutzen von regionalen medizinalen Pflanzen, lokale Bands und Tanzgruppen traten auf, andern Orts wurden hunderte Stecklinge einheimische Bäumarten, die vom Aussterben bedroht sind, gepflanzt.

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Die Aktion hat alle Erwartungen übertroffen. Mit der Cruzada entstand dieser Raum der Artikulation, mit großer Teilnahme an diesem so interessanten Prozess, an dem sowohl die lokalen Problematiken Ausdruck finden konnten, die die Bürger Tag für Tag in ihren Gemeinden leben und gleichzeitig auf regionaler Skala gedacht werden konnte, wie man die Konflikte bezüglich des Wassers und des Landes lösen kann. Wasser, Wald und  Boden lassen sich nicht durch Gemeindegrenzen fragmentieren oder trennen und brauchen gleichzeitig Strategien auf Gemeinde, Provinzialer und Nationales Ebene. Mit der Karawanne liessen sich diese Räume artikulieren.

Alle lokalen und sogar ein nationaler Fernsehsender berichteten, die Karawanne schaffte es auf mehrere Titelseiten. Universität, Politiker und Ministerien haben bereits Vorschläge gemacht und Anfragen gestellt. Das Netzwerk „Coordinadora Ambiental y de Derechos Humanos“ hat sich in sich gefestigt und wächst und wächst von innen heraus und ist nach außen zu einem zu respektierendem kollektiven Akteur gediehen, mit einer klaren Identität und konkreten Forderungen.
In diesen Tagen werden konkrete Vorschläge und Forderungen sowohl in jeder Gemeinde als auch der provinzialen Regierung eingerecht (wie beispielsweise die Deklarierung von Naturreservaten und Nationalparks und gleichzeit die Forderung nach einem partizipativen territorialen Ordnungsplan der gesamten Zone, um den willkürlichen Urbanisierungsprojekten für Eliten die Grenzen zu weisen.

Zum Schluss noch ein kleiner visueller Eindruck vom ersten Tag:

www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=fvZ5tYydApw

und für die spanischsprachigen, die noch nicht genug haben, hier noch die Broschüre die ich für die Coordinadora zusammengestellt habe:

CARTILLA COADDHHSCH VERTICAL

24 Nov

Nach sechs Monaten intensiver Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „coordinadora ambiental y de derechos humanos“ in den Bergen von Cordoba, gehts heute los. eine drei tägige Überquerung der Bergkette um die graviernde Wasserkriese in der Region zu visibilisieren. die Wanderung wird von Norden nach Süden durch 10 Gemeinden führen. ein toller kollektiver Prozess.

ich werde nächste Woche ausführlicher berichten.